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lebenclick here for the english version! lohnt es sich heute noch, zu leben? diese frage stelle nicht nur ich mir immer häufiger. sind das tägliche einerlei und die zwänge, denen wir unterworfen sind und denen man kaum entfliehen kann, überhaupt die bezeichnung 'leben' wert? viele sagen, das früher alles (oder zumindest vieles) besser war. tatsache ist, das die gesellschaft am abgrund steht. soziale kälte und der 'ellenbogen' regieren den alltag in der sogenannten dienstleistungsgesellschaft. wer eh schon nichts mehr hat, dem wird noch das letzte hemd genommen, während eine kleine minderheit den großteil des volksvermögens sein eigen nennt. eine gesellschaft ohne werte, die nur noch den neuen götzen namens geld anbetet. das wort 'sozial' wurde aus unserer marktwirtschaft schon lange gestrichen, das amerikanische 'hire and fire'-prinzip hat längst auch bei uns einzug gehalten. mitarbeiter werden häufig nur noch als kostenfaktor angesehen, den es zu reduzieren gilt. der staat wird erpreßbar, drohen die großkonzerne doch schon längst bei jeder gelegenheit damit, eben ins billigere ausland zu gehen, wenn man ihre forderungen nicht erfüllt. investiert wird nur da, wo hohe profite winken. so verelenden ganze landstriche und die bevölkerung wird zum fortzug gezwungen. die gewerkschaften sind oft überfordert und reagieren hilflos auf den anhaltenden mitgliederschwund. speziell in kleineren betrieben überlegen es sich die mitarbeiter zweimal, ob sie in eine gewerkschaft eintreten sollen und so eventuell nachteile erleiden oder sogar unter druck gesetzt werden. kapitalismus ist nicht gleichbedeutend mit freiheit und demokratie, ganz im gegenteil. oder kennen sie allzu viele firmen, in denen offen kritik geäußert werden darf, ohne eine kündigung befürchten zu müssen? eigentum verpflichtet, heißt es, aber wer von den vermögenden beherzigt dies auch, wenn man nicht gerade medienwirksam den spendenscheck in die kamera halten kann? auch die medien und hier vor allem das fernsehen haben ihren teil zu dem bild beigetragen, das die heutige gesellschaft abgibt. hier wird uns schließlich täglich vorgelebt, das nur der stärkere weiterkommt und nachgiebigkeit in wirklichkeit nur schwäche ausdrückt. nicht argumente zählen, sondern wer die größere waffe hat und schneller zieht. und wenn uns das fernsehen nicht gerade die waffe vorhält, unterhält es am liebsten mit von selbstdarstellern überschwemmten talkshows, nackten tatsachen oder millionenschweren quizshows, deren gewinnsummen mit sicherheit an anderer stelle sinnvoller angelegt wären. wer will sich da ernsthaft wundern, das immer mehr kinder und jugendliche verhaltensauffällig werden, weil die eltern sie lieber vor dem fernseher parken anstatt sich um die erziehung zu kümmern und ihnen die werte zu vermitteln, die für ein friedliches miteinander wichtig sind. und was macht die politik? hier hat sich über die jahre eigentlich am wenigsten geändert. nachwievor werden vorzugsweise bedeutungslose worthülsen abgesondert. vor einer wahl wird dann mal kurz auf volksnähe gemacht und es werden die üblichen wahlversprechen abgegeben, die man dann anschließend so nicht gemeint hat oder deren nichterfüllung mit den gegebenen umständen begründet wird. währenddessen versäumt man es natürlich nicht, sich selber das gehalt zu erhöhen und dem kleinen mann auf der straße zu erklären, das man den gürtel enger schnallen müsse. kleine gefälligkeiten in schwarzen koffern oder schubladen werden gerne angenommen, wobei dies selbstverständlich keinen einfluß auf entscheidungen hat. kann es einen angesichts alldessen wundern, das die gesellschaft sich so entwickelt hat, wie sie sich heute darstellt? ich denke nein, und ich sehe leider keine besserung, auch wenn das betroffenheitsgerede nach den terroranschlägen in den usa einem etwas anderes vorgaukeln mag. wenn ich nicht in einer szene wäre, in der zusammenhalt noch etwas bedeutet und sich nicht alles ums geld dreht, hätte ich schon lange den freitod gewählt. und eine befreiung wäre es, da das leben in unserer gesellschaft schon lange nicht mehr lebensWERT ist. crest im herbst 2001 |