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falsche medizin, falsch dosiert

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was macht man mit einer medizin, die einem patienten keine linderung bringt, stattdessen aber starke nebenwirkungen hat? absetzen, klar! nicht so in der wirtschaft. obwohl die sogenannten reformen der bundesregierung aus spd und grünen kaum einen erwerbslosen wieder ins berufsleben zurückgebracht haben (deren zahl steigt ja ganz im gegenteil auf immer neue rekordhöhen), die 'nebenwirkungen' in form von sozialkürzungen dafür aber umso fatalere auswirkungen haben, soll die dosierung der reformmedizin nach meinung von wirtschaftsexperten, arbeitgeberverbänden und von bundespräsident köhler noch weiter erhöht werden. und dabei sollen auch alle, die nicht zum oberen drittel der gesellschaft gehören, schön bluten. weitere kürzungen bei erwerbslosen und sozialhilfeempfängern (kann man eigentlich noch weniger als nichts bekommen?), heraufsetzung des rentenalters bei gleichzeitiger kürzung der rente (an nullrunden werden die rentner ja langsam schon gewöhnt) und niedrigere löhne für ältere arbeitnehmer sind nur ein paar der stichworte aus dem forderungskatalog der gesellschaftlichen elite. die forderung nach weiteren entlastungen für die unternehmen rundet das ganze dann ab, nur das diverse großunternehmen nach verrechnung von steuerlast und staatlichen subventionen schon jetzt mehr heraus bekommen als sie in form von steuern zu zahlen haben. bei so unternehmerfreundlicher politik werden zur belohnung natürlich jede menge neue arbeitsplätze geschaffen - im billiglohnparadies osteuropa oder gleich im ganz fernen osten in china, wo kommunismus und turbokapitalismus eine merkwürdige symbiose eingegangen sind.

nun sollte man ja meinen, das die bevölkerung von solchen 'medizinmännern' irgendwann die schnauze voll hat. die wahlumfragen indes geben ein anderes bild ab. nachwievor will die mehrheit den 'teufel' spd/grüne mit dem 'beelzebub' cdu/fdp austreiben. das sich letztere voll hinter köhlers rede vor den arbeitgebern gestellt haben, versteht sich von selbst. gleichzeitig konnte sich der bundespräsident in dieser umgebung endlich mal so geben, wie er tatsächlich ist. schluß mit dem gerede von der sozialen gerechtigkeit. wenn die jusos nun ausgerechnet das sozialstaatsprinzip anmahnen, sollte man vielleicht erstmal in der eigenen partei für einen kurswechsel sorgen, schließlich hat vor allem die jetzige bundesregierung dieses prinzip ohne jede hemmungen über bord geworfen - mit den bekannten folgen für die betroffenen. wer wert auf soziale gerechtigkeit legt, wird nicht umhinkommen, andere parteien in den bundestag zu wählen, da die bisher dort vertretenen parteien ihre inkompetenz bei der lösung der sozialen probleme hinlänglich nachgewiesen haben. ob der wähler z.b. der inzwischen zur partei gewordenen 'wahlalternative' aus gewerkschaftern und ehemaligen spd-politikern eine wichtige rolle zutraut, wird sich schon bei der landtagswahl in nordrhein-westfalen zeigen. ändert sich jedoch nichts, ist es mit dem sozialen frieden im land irgendwann vorbei, da man in einem reichen land wie diesem auf dauer nicht mehr als 20% der bevölkerung von einem menschenwürdigen leben ausschließen kann.

politik und wirtschaft