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frankreich brennt - wer löscht?

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seit nunmehr knapp zwei wochen brennt es in den französischen vorstädten nacht für nacht und die zumeist perspektivlosen jugendlichen einwanderer aus nordafrika und den ehemaligen französischen kolonien liefern sich mit der bereitschaftspolizei (crs) eine straßenschlacht nach der anderen. der tod zweier jugendlicher auf der flucht vor der polizei war dabei nur der berühmte funke an einem pulverfaß, das früher oder später ohnehin hochgehen mußte. der französische innenminister sarkozy hat mit seiner rede vom 'gesindel', das notfalls mit hochdruck von den straßen entfernt werden müsse, den rest gegeben. welche bevölkerungsgruppe läßt sich schon gerne pauschal als gesindel bezeichnen? dabei hapert es bei den einwanderern, im gegensatz zu deutschland, oft nicht an der sprache, sondern daran, das man ihnen wegen ihrer hautfarbe oder ihres glaubens die anerkennung verwehrt. wer einen arabisch klingenden namen hat oder in der 'falschen' gegend wohnt, hat auch mit noch so guten zeugnissen schlechte karten. derart aufs abstellgleis abgeschoben kann es nicht verwundern, das die jugendlichen in ihrem hass auch vor schulen, kindergärten oder sozialeinrichtungen keinen halt machen. die allgemeine tristesse der französischen vorstädte, deren architekten man gerne selbst dorthin verbannen würde, tut ihr übriges. die ablehnung der vor ort agierenden bereitschaftspolizei, die als brutal und repressiv bekannt ist, ist dabei übergreifend. viele bewohner würden lieber die normale stadtpolizei sehen.

der umgang der franzosen mit den schon vor jahrzehnten in die vorstädte abgeschobenen einwanderern ist einer kulturnation nicht würdig. wenn staatspräsident chirac nun vor einer 'ghettoisierung' der nordafrikanischen einwanderer warnt, so ist das unglaubwürdig, hat er doch in seiner amtszeit als bürgermeister von paris dafür gesorgt, das sich das 'einfache volk' das leben in der stadt nicht mehr leisten konnte und somit zum umzug in die vorstadtghettos gezwungen wurde. dort wurde nur das allernötigste getan und seitdem sollen sozialarbeiter den deckel auf dem brodelnden topf halten. mit noch mehr repression und ausgangssperren wird sich der protest nicht mehr deckeln lassen. echte sozialprogramme und eine nachhaltige verbesserung der perspektiven für die vorstadtbewohner wären ein richtiger schritt. und der rücktritt von innenminister sarkozy, der mit dem feuer spielt ohne zu wissen, wie man es wieder löscht.

politik und wirtschaft