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märchenerzähler

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für märchen muß man nicht unbedingt bei den gebrüdern grimm nachschlagen. eines der ältesten märchen der deutschen realpolitik ist die angeblich sichere rente, und norbert blüm war bis in die späten 90er jahre einer der eifrigsten verfechter. heute glauben selbst bild- und faz-leser nicht mehr daran und die heutige rentner-generation dürfte wohl der letzte nutznießer dieses systems sein. es hätte freilich nicht so kommen müssen, wenn man alle einkommensgruppen (also auch beamte und selbstständige) zur einzahlung herangezogen hätte und sich bezieher hoher einkommen nicht einfach aus diesem system verabschieden könnten. womit wir beim märchen von der sozialen gerechtigkeit wären. während es nachwievor keine vermögenssteuer gibt und nun auch der plan zur besteuerung von aktiengewinnen fallengelassen wurde, soll der kleine arbeiter nach den vorstellungen der 'reformer' bei sinkendem rentenniveau noch länger arbeiten. was bei licht betrachtet von den anderen ideen aus schröders 'agenda 2010' zu halten ist, hat die monitor-sendung vom 24.4. offengelegt. für leute wie roland koch geht das aber alles noch nicht weit genug. nach seiner meinung 'werden teile der arbeit nur in diesem land bleiben, wenn man sie so bezahlt, das man hier nicht davon leben kann'. der staat soll dann 'großzügig' einen zuschuß an die betroffenen personen zahlen. aus dem gleichen munde stammt auch der ausspruch, das man zukünftig für dasselbe geld länger arbeiten sollte. schöne neue arbeitswelt...

die märchenerzähler aus der wirtschaft wollen uns nachwievor weismachen, das gelockerter kündigungsschutz neue arbeitsplätze schafft. wie schwer momentan gekündigt werden kann, davon können die tatsächlich über 7 millionen arbeitslosen ein lied singen. singen ist auch ein gutes stichwort für eine weitere legende, nämlich die von der darniederliegenden plattenindustrie. sicher haben die musiktauschbörsen einen anteil am umsatzrückgang, aber die hauptursache dürfte wohl vielmehr in der 'qualität' der musik liegen. daniel k. und andere musikalische tiefflieger würde ich mir jedenfalls nichtmal kostenlos antun, geschweige denn gegen bezahlung der überhöhten cd-preise. da schone ich doch lieber meine ohren und gönne mir unkommerzielle musik aus meiner szene.

kein märchen, sondern eher ein albtraum ist der zustand unserer gesellschaft. was sonst soll man davon halten, wenn schon schulpflichtige kinder offen über selbstmord reden, weil sie in der schule pausenlos von ihren bessergestellten und markenbewußten mitschülern erniedrigt werden. auch hierfür lieferte die oben genannte monitor-sendung erschütternde beispiele. das gesetz des dschungels, nach dem nur der stärkste überlebt (und überleben soll), wird immer mehr auch in der angeblich zivilisierten welt angewandt. der rest hat für wirtschaft und gesellschaft keinen (verwertungs)wert und soll entsprechend auch nicht mehr länger 'durchgefüttert' werden, so zumindest wollen es unternehmer und deren neoliberale handlanger in der politik. es liegt bei jedem einzelnen, diesen trend aufzuhalten und der selbstzerstörerischen ego-gesellschaft eine absage zu erteilen. nur lemminge rennen blind in ihr verderben!

politik und wirtschaft