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kapitalismus-debatte

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ehemalige spd-wähler, die sich inzwischen längst enttäuscht abgewendet und nicht selten auch das parteibuch abgegeben haben, müssen sich angesichts der kapitalismuskritik von spd-chef müntefering verwundert die augen gerieben haben. nach seiner ersten kritik vor einigen tagen konnte man noch geneigt sein, das als eintagsfliege abzutun, obwohl auch da die üblichen verdächtigen schon getroffen aufschrien (schon der leiseste ansatz einer kapitalismuskritik aus regierungsmund ist schließlich verwerflich). nun hat 'münte' aber nochmal nachgelegt und insbesondere josef ackermann von der deutschen bank die leviten gelesen ('falsche unternehmensethik') und finanzinvestoren angeprangert, die 'wie heuschreckenschwärme über unternehmen herfallen, diese abgrasen und dann weiterziehen'. gut gebrüllt! und neben dem fakt, das der gute mann da völlig recht hat, mag man es ihm als alt-sozi sogar abnehmen, das er es mit seiner kritik ernst meint. das problem allein ist, das er in der heutigen spd damit relativ alleine dasteht. nicht zuletzt die jüngsten (stark geschönten) zahlen über nicht mehr krankenversicherte deutsche als folge der hartz-'reformen' sind ein deutlicher beleg dafür, wessen interessen die spd im alltag vertritt. und mit schröder, clement & co. wird sich an der politik des sozialkahlschlags bei gleichzeitiger verteilung von geschenken an die unternehmer auch nichts ändern.

update: inzwischen scheint es, als ob müntefering mit seiner kapitalismuskritik eine größere debatte um das gebaren vor allem der großkonzerne losgetreten hat. in den bekannten polit-talkshows kommt man um das thema nicht mehr herum und vereinzelt hört man sogar aus den unternehmerverbänden leise selbstkritik. man sollte ihm dabei aber nicht zuviel der ehre zukommen lassen, da sein parteikollege oskar lafontaine diese kritik schon lange übt, dabei aber von den massenmedien zumeist wenig beachtet wird. auch erst jetzt beachtung findet der external linkwutanfall von cdu-rebell heiner geissler in der 'zeit'. solange die kritik allerdings nicht in konkrete politik umgesetzt wird, muß man zwangsläufig davon ausgehen, das für die anstehende wahl in nordrhein-westfalen lediglich stimmenfang zugunsten der spd betrieben wird. münteferings bestätigung, das man an der weiteren senkung der körperschaftssteuer für die unternehmen festhalten will, bestätigen diesen eindruck, zumal vor allem die gescholtenen großkonzerne von der senkung profitieren. am schwersten wiegt jedoch, das der größte anschlag auf den sozialen frieden in diesem land von eben jener partei durchgeführt wurde, die sich nun scheinheilig in kapitalismuskritik gefällt.

politik und wirtschaft