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die these vom sozialneid

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wenn hierzulande gegen die extrem ungleiche verteilung des vermögens protestiert wird, wird von seiten der besserverdiener (und dem überwiegenden teil der medien als deren sprachrohr) gerne mit dem totschlagargument des sozialneids argumentiert. demnach will der (natürlich selbstverschuldet) arbeitslose dem manager, der gerade seine firma erfolgreich an die wand gefahren hat und mit einer dicken abfindung nach hause geschickt wurde, nur seinen benz und seine luxusvilla in bester lage madig machen. wie kann es aber sein, das man für miese arbeit noch ein fürstliches abschiedsgeschenk bekommt? jeder normale arbeiter, der vorsätzlich seine firma schädigt, wird ohne lange diskussion entlassen und muß schadenersatz leisten. wie kann es sein, das ehemalige bankmanager der berliner bankgesellschaft, die mit ihren freunden aus der politik ein ganzes bundesland in den ruin gestürzt haben, straffrei davonkommen? aber auch wenn ein manager seine arbeit ordentlich macht (was wohl genauso selbstverständlich zu erwarten sein sollte wie von einem busfahrer, arzt oder piloten), mit welchem recht hat dieser ein millionengehalt verdient? verantwortung soll entlohnt werden, richtig, aber dabei muß auch die verhältnismäßigkeit gewahrt bleiben. und verantwortung bei einem manager kann nicht nur an der steigerung der shareholder value gemessen werden, sondern muß sich auch daran messen lassen, wie es den normal beschäftigten geht.

aber natürlich gehören nicht nur manager zu den einkommensmillionären. mit welchem recht werden bundesliga-kickern, die ein- bis zweimal pro woche 90 minuten dem ball hinterherrennen, millionen in den rachen geschoben? haben diese eigentlich kein schlechtes gewissen angesichts von vielen fans, die kaum mehr als 1000 euro im monat bekommen und für die der kick auf dem grünen rasen die einzige abwechslung im sonst grauen alltag ist? ökonomisch gesehen wären bei realistischeren gehältern auch die übertragungsrechte deutlich billiger und besser zu refinanzieren. warum wird jemand, der sein auto besonders schnell im kreis herumfahren kann (ok, etwas interessanter sind formel1-rennstrecken schon), dafür millionen kassiert und diese dann im billigeren ausland versteuert (und sich somit der gesellschaftlichen verantwortung entzieht), zum volkshelden gemacht? wie kann es überhaupt sein, das ein millionär wie michael schumacher mit dem fiskus auch noch seinen ganz persönlichen steuersatz aushandeln kann? das soll mal ein normaler arbeiter versuchen, auch in der schweiz dürfte das nicht funktionieren. beim fernsehen verdient man vielleicht nicht gleich millionen, aber vor allem von dort wird uns regelmäßig gepredigt, das wir uns einschränken müssen. wir, das sind natürlich auch diesem fall immer die anderen. wie bei den predigern aus der politik werden wohl auch die wenigsten fernsehmacher durch die sogenannten reformen verarmen. die eigentlich betroffenen sitzen stumm vor dem bildschirm und lassen sich brav weiter berieseln. wie lange noch?

schlußbemerkung: laut 'kontraste' vom 4.12.03 besitzen 0,004% der bevölkerung ein vermögen von 612 milliarden euro! soviel zum thema 'die kassen sind leer'

politik und wirtschaft