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selbstbegräbnis

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manchmal braucht es garnicht asoziale politiker oder einseitig auf profit getrimmte unternehmer, um es den abhängig beschäftigten schwer zu machen. gleich zweimal innerhalb einer woche haben es die gewerkschaften geschafft, sich stückweise ihr eigenes grab zu schaufeln. zuerst die ig metall, die unter dem druck von kapital und medien eingeknickt ist wie ein morscher stamm und den streik für die einführung der 35-stunden-woche im osten ohne not abgebrochen hat. das dabei auch druck aus den eigenen reihen im westen eine nicht unwesentliche rolle spielte, spiegelt unübersehbar die nachwievor tiefe kluft zwischen ost- und westdeutschland wieder. die arbeitgeber wissen nun auf jeden fall, wie man der ig metall in zukunft auch im westen beikommen kann. die unterstützung durch politik und massenmedien ist ihnen ohnehin sicher. das zweite paradebeispiel für ergebenheit gegenüber den mächtigen hat die gewerkschaft ver.di mit dem tarifabschluß für die beschäftigten des landes berlins abgeliefert. für ein paar zusätzliche freie tage im jahr (statt der eigentlich fälligen lohnerhöhung), die zusage einiger hundert neuer stellen und den angeblichen verzicht auf kündigungen seitens des senats hat man sich auf eine vertragslaufzeit bis zum ende des jahrzehnts (!) eingelassen. mit anderen worten: keinerlei weitere verhandlungen über lohnanpassungen oder arbeitszeitverkürzungen für sechseinhalb jahre! klar, das sich da unser party-bürgermeister freut. so einen coup hat bislang kein cdu-senat landen können. genauso klar ist aber auch, das die betroffenen beschäftigen damit dauerhaft als 'konsummotor' ausfallen werden. und es gibt genügend subtile methoden, um ungewollte mitarbeiter trotz 'unkündbarkeit' loszuwerden.

ein weiteres selbstbegräbnis auf raten liefert sich die internationale staatengemeinschaft mit ihrer wachsenden bereitschaft, sich der auf weltherrschaft angelegten us-politik zu beugen. neben der wachsenden anerkennung für die 'notwendigkeit' des irak-krieges (wer gegen die besatzer kämpft, ist folglich automatisch ein saddam-anhänger) gehört natürlich auch ein besonderer schutz der us-bürger als neue 'weltelite' dazu. es ist jedenfalls erstaunlich, wieviele staaten sich auch ohne unmittelbaren zwang auf den knebelvertrag einlassen, mit dem die auslieferung von us-kriegsverbrechern an den von washington abgelehnten internationalen strafgerichtshof unterbunden werden soll. man sollte sich endlich mal besinnen, welche bedeutung dem internationalen recht zukommt anstatt anstandslos zu kuschen, wenn man in washington den zeigefinger hebt. ein moderner hitler würde sich ob soviel unterwürfigkeit die hände reiben. wer heute keinen widerstand leistet, hat vielleicht schon morgen keine möglichkeit mehr dazu. und gerade wirtschaftlich gibt es mehr als genug druckmittel auch gegen die letzte verbliebene weltmacht, zumal ja auch die usa selber oft genug ihre wirtschaftsmacht als druckmittel einsetzt.

politik und wirtschaft